Lagotto Romagnolo

Italienischer Wasserapportier und Trüffelsuchhund

© Ingrid Behrens

aktualisiert 06.08.2013

DER LAGOTTO ROMAGNOLO


Die geheimnisvollen, von Mythen durchwobenen Hügel der Langhe im italienischen Piemonte wurden schon immer von Trüffelsuchern durchstreift. Wenn in dunklen Spätherbstnächten die Hügel wie aus einem Nebelmeer schwarz aufragten, machte sich in früheren Zeiten der Trüffelsucher heimlich und vor neugierigen Augen verborgen in den Eichenwäldern und Haselnusshainen auf die Suche nach dem begehrten, weißen Alba-Trüffel. In einen dunklen Umhang gehüllt, eine abgedunkelte Laterne, einen Stock und eine Hacke mit sich führend, wurde er von einem mittelgroßen, lockigen Hund,- dem italienischen Trüffelhund oder Lagotto Romagnolo, begleitet.

Heutzutage sind nur Hund, Stock und Hacke geblieben, die Laterne wurde durch die Taschenlampe ersetzt und der Trüffelsucher ist zweckmäßig gekleidet,- und vor allen Dingen motorisiert. Entweder wird der Hund im Kofferraum transportiert oder er hockt in einer engen Box auf der Ladefläche eines knatternden Ape, dem originellen, dreirädrigen, italienischen Kleinst-Lieferwagen.

Natürlich findet man ebenso in anderen Regionen Italiens und auch während anderer Jahreszeiten die unterschiedlichsten Trüffelsorten,- doch den besten von allen, den edlen, weißen Alba-Trüffel gibt es nur ab September.


Ein Kenner und Liebhaber des Lagotto Romagnolo, der Italiener Giovanni Morsiani, bezeichnete den Wasserhund der Romagna, wie er auch genannt wird, einmal als „Kleinen Waldkönig“, den er ungern als Gesellschafts- und Modehund sehen möchte.

Die Bezeichnung „Kleiner Waldkönig“ wird verständlicher, wenn man einmal einen Lagotto bei der Trüffelsuche im Wald beobachten konnte, wie er die Schätze der Erde mit Begeisterung sucht und zu Tage fördert.

Wie Abbildungen auf Grabstätten in der Gegend von Spina zeigen, besaßen schon die Etrusker im 4. Jahrhundert vor Christus einen kleinen bis mittelgroßen, lockigen Hund, der dem Lagotto Romagnolo sehr ähnlich war.

Da der Jagdtrieb bei der Trüffelsuche stören würde, wurde er so weit wie möglich weggezüchtet. Trotz seiner wechselvollen Geschichte ist dem Lagotto das Wasserhund-Erbe erhalten geblieben, denn er geht nach wie vor sehr gerne ins Wasser. So manch auffliegender Vogel weckt immer noch sein Interesse und zeugt von seinen Wurzeln.

Seit 2005 ist der Lagotto Romagnolo offiziell als dreizehnte italienische Hunderasse anerkannt und wird in der FCI-Gruppe 8, den Wasserapportier- und Stöberhunden geführt.

Auch ein nicht in der Trüffelsuche ausgebildeter Lagotto zeigt deutlich die Veranlagung zur Suche. Ständig die Nase am Boden, spürt er allen interessanten Gerüchen nach.

Sobald ein ausgebildeter Hund den Auftrag zur Suche bekommt, verändert sich sein Bewegungsmuster deutlich. Energisch kreiselt er, immer in der Nähe seines Herrn, mit tiefer Nase das ihm zugewiesene Gelände ab, wobei die Rute freudig und lebhaft von einer Seite zur anderen schwingt. Das gründliche Absuchen des Areals im kraftvoll-lockeren, mühelosen Trab scheint ihm angeboren zu sein. Sobald er Geruchsmoleküle eines Trüffels in der Nase hat, wird der Ausgangsort des Duftes eingegrenzt und alsbald emsig in der Erde gebuddelt. Jetzt ist der Hundeführer gefragt, der sich beeilen muss, um eine Beschädigung des wertvollen Trüffels durch den begeistert grabenden Hund zu verhindern. Besonders gute Trüffelhunde sind sogar in der Lage die gefundenen Trüffel zu apportieren, - andererseits gibt es auch Trüffelhunde, die einer Verkostung des Trüffels nicht abgeneigt sind und ihn lieber selber fressen.














Mit seinem urwüchsigen Erscheinungsbild und dem altertümlich, antik anmutenden Charme erobert dieser mittelgroße, über und über mit Locken bedeckte Hund die Herzen einer immer größer werdenden Anzahl von Hundefreunden in Deutschland. Hierzulande noch eher selten, ist er in der Schweiz und Skandinavien schon öfter anzutreffen.

Die Größe des Lagottos beträgt bei Rüden 43-48 cm Schulterhöhe, die Hündin ist etwas kleiner (41-46cm), bei einem Gewicht von 13-16 kg (Hündinnen etwas leichter : 11-14kg).

Außer rein weiß und schwarz reicht die Farbpalette des Lagottos von schmutzig-weiß über weiß mit orange, orange, weiß mit braunen Flecken und Platten bis rein braun und braun-geschimmelt.

Wer nicht ständig einen geschorenen Hund haben möchte, sondern sich an seinem Lockenkleid erfreuen will, muss in die Pflege etwas Zeit investieren und der Griff zur Bürste wird sich nicht vermeiden lassen. Andererseits braucht man sich nicht vor einem haarigen Problem zu fürchten, denn der Lagotto haart nicht, sondern sein ständig nachwachsendes Haar muss nur von Zeit zu Zeit dem Standard entsprechend gekürzt werden. Auch Hundeallergiker können einen Versuch mit dem Lagotto wagen, denn schon oft erwies sich der Lagotto als nicht so allergieauslösend wie andere Hunderassen.












Einen Lagotto Romagnolo-Welpen sollte man sich immer nur bei einem renommierten Züchter holen, der in seiner Zucht stets auf Gesundheit und Leistung achtet und dessen Welpenaufzucht liebevoll und nach neuesten kynologischen Erkenntnissen erfolgt.

Die Wartelisten bei diesen Züchtern sind lang und Interessierte sollten die Wartezeit zum Besuch von Hundeaustellungen nutzen, um sich in Ruhe bei Ausstellern über die Rasse des Lagotto Romagnolo zu informieren und den Lagotto einmal aus nächster Nähe zu erleben.

Trotz aller Begeisterung für den Lagotto Romagnolo gilt es, wie schon Giovanni Morsiani forderte, den „Kleinen Waldkönig“ in seiner Einzigartigkeit zu erhalten und ihn nicht zu einem Modehund

werden zu lassen.