Lagotto Romagnolo

Italienischer Wasserapportier und Trüffelsuchhund

© Ingrid Behrens

aktualisiert 06.08.2013

Rush-hour in Roddi : Fünf wendige, italienische Kleinwagen kommen uns  im rasanten Tempo von oben entgegen und „schnurzeln“, im Gegensatz zu uns, mühelos durch die engen, steilen und kurvenreichen Gassen, die sich den piemontesischen Hügel empor schlängeln. Steigungen von über 12 % und die haarnadel-engen Kurven in Roddi lassen uns die Luft anhalten und erst wieder erleichtert ausatmen, als nach einem letzten Zurücksetzen die enge Z-Kurve geschafft ist und uns unser Weg nur noch durch die enge Durchfahrt zum Gipfel des Hügels führt, wo hinter dem Castello unser Ziel liegt, - die „Universität für Trüffelhunde – Barot“.

Mit der lieben Schweizer Freundin Rita und den drei italienischen Trüffelhunden im Gepäck hatten wir in etwas mehr als einer Stunde die vielen anmutigen Hügel der Langhe überquert oder umrundet, die uns von Roddi trennten, einem kleinen Ort im italienischen Piemont, zwischen Alba und Barolo gelegen. Die ganze Fahrt über begleitete uns, -dominiert vom unverwechselbaren Monviso, der imposante Anblick der Seealpen und während die vorgelagerten Hügel von malerischen Dörfern gekrönt wurden, die sich an eine Burg, ein Schloss oder einen Turm schmiegten, waren im Hintergrund weitere schneebedeckte Gipfel auszumachen.

Das Ziel, die Trüffelhunde-Universität Barot, benannt nach dem Stock des piemontesischen Trüffelsuchers, - dem Barot, wird seit Generationen von der Familie Monchiero geführt. Gegründet wurde sie 1880 von Antonio Monchiero und ging über Giovanni, Pietro und Pasquale Monchiero auf den heutigen Rektor Giovanni Monchiero über, der uns bei unserer Ankunft in Roddi ganz herzlich begrüßt.



Wozu braucht man denn eigentlich eine Trüffelhunde-Universität, wird sich mancher fragen. Die Frage nach dem Nutzen eines Trüffelhundes lässt sich da schon leichter beantworten: Die vielen Tonnen Trüffel, die jährlich auf den Tellern der Gourmets dieser Welt landen, werden nach wie vor von Trüffelsuchern und ihren Trüffelhunden gefunden. Die Trüffel, - auch Königin der Tafel genannt und teuerstes Lebensmittel der Welt, ein unterirdisch, in Symbiose mit speziellen Bäumen wachsender Schlauchpilz, besitzt nicht nur einen exquisiten Geschmack, sondern auch einen unwiderstehlichen Duft, dem die Hunde der Trüffelsucher seit Jahrhunderten nachspüren. Um ein erfolgreicher Trüffelhund zu werden braucht es eine Ausbildungszeit von bis zu 5 Jahren, womit wir bei der Beantwortung der ersten Frage wären: In der Trüffelhunde-Universität werden die besten Trüffelhunde ausgebildet. Die Hunde, die dort Aufnahme finden, meist kleine bis mittelgroße, vielversprechende Mischlinge, genießen eine vorzügliche Ausbildung und verlassen erst als erfolgreiche und gut erzogene Trüffelhunde diese Institution.

Neben der Hundeausbildung bietet „Gianni“ aber auch mit seinen eigenen Hunden Demonstrationen der Trüffelsuche an, so dass viele Touristen und  interessierte Trüffelliebhaber den Weg nach Roddi finden, um Wissenswertes über die verschiedenen Trüffelarten, die benötigten Werkzeuge und die Trüffelsuche zu erfahren.

Unser Anliegen ist jedoch etwas anderer Natur, - haben wir doch unsere eigenen Hunde mit dabei, die nur hier auf Privatbesitz gefahrlos auf Trüffelsuche gehen dürfen, denn in ganz Italien ist die Trüffelsuche stark reglementiert und nur Lizenzbesitzer mit absolvierter Prüfung können erlaubterweise auf die Suche gehen.


Mina, Tino und Luca, die drei italienischen Trüffelhunde, gehören der alten italienischen Hunderasse Lagotto Romagnolo an, die als einzige Hunderasse speziell zur Trüffelsuche gezüchtet wird.

Nach der Fahrt durch wunderschöne Wein- berge in eine von Giannis Haselnuss- plantagen, die so groß ist, dass wir uns ohne Führung sicher ver- laufen hätten, soll die Trüffelsuche beginnen.



Er bevorzuge Misch- linge, erläutert der Leiter der Trüffelhunde-Universität, während wir durch seinen Haselnusshain wandern. Diese ließen sich im Gegensatz zu unseren Lagotto-Rüden wesentlich leichter ausbilden. Einzeln dürfen unsere Hunde nun nach Trüffeln suchen, wobei das Talent zum „Trüffeln“ durch-aus unterschiedlich ausfällt.

Tinos Vorstellung scheint Giannis Ansicht über die schwer-erziehbaren Lagotto-Rüden zu bestätigen. Dem 4-jährigenTino passt nämlich das neue Gelände und der fremde Mann zunächst nicht und obwohl er zuhause im Wald einwandfrei versteckte Trüffel gefunden hatte, weigert er sich beharrlich die schon aus dem Erdreich hervor lugenden Trüffel auszugraben.

Mina dagegen findet alles spaßig und zeigt die Trüffel im Boden an, will sich aber die Pfoten nicht schmutzig machen, so dass wir selber graben müssen.

Luca, der 16 - Monate alte Jungrüde zeigt sich von seiner besten Seite und begeistert Gianni durch seine unermüdliche Suche nach der begehrten Knolle, die er, wenn man nicht schnell genug ist, auch gerne selber frisst.


Mit der Nase am Boden festgesaugt, kreiselt Luca schnüffelnd um die Haselnussbäume, immer auf der Suche nach den leckeren Trüffeln. Gianni ist ganz offensichtlich  be-geistert von Luca und scheint seine Meinung über   die Schwererziehbar-keit des Lagotto-Rüden schon zu revidieren.

Glücklicherweise spenden die Bäu-me angenehmen Schatten, so dass trotz 32° C der Aufenthalt in dem von einer leichten Brise gekühlten Haselnusshain geradezu angenehm ist. Nachdem Luca eine stattliche Anzahl Trüffel ausgegraben hat, bekommt er Wasser und der nächste Kandidat darf suchen. Auch wenn Giannis Anweisungen in italienischer Sprache erfolgen, ist sofort zu sehen, dass die Hunde ihn verstehen.

„Man muss ständig mit dem Hund sprechen, einen ständigen Kontakt zu ihm aufrecht halten, sonst folgt der Hund seinen eigenen Interessen“, erklärt der Leiter der Trüffelhunde-Universität.

Sein Einfühlungsvermögen ist erstaunlich und so stellen sich die Hunde unter seiner Führung wesentlich besser an.

Um Tino zu einem Erfolgserlebnis zu verhelfen, wird eine Trüffel versteckt, die er dann auch begeistert ausgräbt, um danach noch weitere „wild“ wachsende Trüffel ans Tageslicht zu befördern.

Mina, soweit motiviert und angefeuert, bis sie selbst zu graben beginnt, fördert ebenfalls zwei Trüffel zutage.


Zufrieden und redlich müde von der ungewohnten Arbeit liegen die Hunde im Schatten und ruhen sich aus.

Mit Rita als Dolmetscherin kann nicht nur so mancher wertvolle Tipp zur Ausbildung der Hunde mit nachhause genommen werden, sondern, zur Freude aller, auch die von den Hunden ausgegrabenen Trüffel. Im Anschluss an die Trüffelsuche folgt die Besichtigung des kleinen Museums der Trüffelhunde-Universität mit Erläuterungen zu den unterschiedlichen Trüffelarten und den zur Trüffelsuche benötigten, verschiedenen Werkzeugen.  

Neben leckeren Trüffelprodukten und dem berühmten Haselnuss-kuchen, werden dort  Weine aus eigenem Anbau und viele andere Spezialitäten zum Kauf angeboten.  Nach „Mama“ Monchieros vorzüglichem Kaffee, gibt es zum Abschied von „Gianni“ und











„Signora Monchiero“ von unserer Seite das Versprechen wieder zu kommen. Ein schöner Tag mit aufregenden Eindrücken geht zu Ende und eingehüllt in Trüffelduft beginnt die Heimreise. Der Abend klingt mit getrüffelten Spiegeleiern aus,  - den besten, die wir je gegessen haben- , und  während die Hunde zusammen gerollt in ihren Körben tief und fest schlafen, lassen wir die schönen Erlebnisse  noch einmal Revue passieren.


Text/Fotos : Ingrid Behrens/copyright


Trüffelhunde studieren am liebsten in Roddi